Inzwischen traditionell, das Jahresausklangskonzert der Barrelhouse Jazzband seit 2004 in der Hans Grötsch Halle im Ravensteinzentrum des FTV 1860. Davor schon in der August-Ravenstein-Halle und im Albert Bank Saal präsent. Wie sollte es anders sein, am 3. Adventsnachmittag bis auf den letzten Platz besetzt. Hautnah dabei sein mit fast direktem Kontakt zu den Akteuren. Jazz nur etwas für das gehobene Alter? Weit gefehlt. Einige der bald begeisterten Zuhörer und -seher dürften ihr Abitur gerade hinter oder noch vor sich haben. Sieht man von der Jazzband ab, bei der Zuhören schon ein Genuss und Anlass zur Begeisterung ist, gab es dieses Mal auch optische Schmankerl. Dazu später mehr.
Johannes Kaufhold zusammen mit dem Bandleader Reimer von Essen übernahmen die Begrüßung. Der eine erst seit fast einem Jahr im Amt, der andere seit 1962 Leiter der „Barrelhouse. Die Barrelhouse in Originalbesetzung begann mit „when my dreamboat comes home“. Dann folgte sie ihrem Leitsatz zum 66-jährigen Bandgeburtstag „Jetzt erst recht“. Schon häufig gespielte Arrangements wechselten mit fast unbekannten Stücken. Auch barrelhousetypisch, das fundierte Moderieren der einzelnen Darbietungen durch Reimer von Essen. Unverkennbar die Leidenschaft zu kreolischen Rhythmen. Manche Songs forderten das komplette Spielvermögen der Bandmitglieder auf allen Instrumenten und die Kondition. Soli und Gesangseinlagen inbegriffen. Alles mit viel (Zwischen)-Applaus. Die gespielten Rhythmen waren teilweise so heiß dass durch die gestiegene Raumtemperatur ein Nachstimmen der Musikinstrumente erforderlich wurde. Im zweiten Teil des Nachmittags der Zeitsprung von einem Arrangement von King Oliver aus dem Jahr 1923 in die siebziger Jahre zu dem Beatlessong „let it be“. Natürlich in der Barrelhousefassung.
Von Anfang an wurde der akustische Genuss begleitet oder untermalt durch die ca. 15 Swingtanzpaare vom FTV 1860 und aus dem Rhein-Main-Gebiet. Sie hatten, trotz der vielen Jazzer, eine kleine Fläche erobert und verteidigt. Auf der sie das ausgelassene Swingtanzen aus den dreißiger Jahre mit Begeisterung in die heutige Zeit transformierten. Manche von Ihnen in zeitgenössischer Kleidung. Eigentlich schon sicher, dass wir die Damen und Herren im Dezember 2020 am gleichen Ort wieder sehen. Die Verbindung zu ihnen besteht durch die FTV-eigene Lindy Hop & Balboa Tanzgruppen.
Man konnte fast die Meinung gewinnen dass die Barrelhouse teilweise Rücksicht nahm und spezielle Swingstück der damaligen Big Bands darbot. Natürlich im Barellhousestyle.
Nach zahllosen Musikstücken sollte das „Barrelhouse Showboat” die letzte Banddarbietung des Jahres 2019 sein. Doch ein begeistertes Publikum kann man nicht ohne mehrere Zugaben in den Abend entlassen. Dabei waren dann auch, in Anlehnung auf die vorweihnachtliche Zeit, 3 Takte von Jingle bells, gezupft von Lindy „Lady Bass“ Huppertsberg auf ihrem Bass, zu hören.
Dieter Schönwies
Impressionen (Fotos ebenfalls D. Schönwies)